// Unsere Klinik
Geschichte – Tannheim-Initiator
Roland Wehrle
Das Entstehen der Familienorientierten Nachsorge als wegweisendes Behandlungsmodell für Familien mit schwer chronisch kranken Kindern sowie Familien, die ein Kind verloren haben, der Bau der Nachsorgeklinik Tannheim und die Gründung der Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge sind wesentlich dem seit Jahrzehnten andauernden Engagement von Roland Wehrle zu verdanken. Man muss in dieser Republik weit gehen, um einen so außergewöhnlichen Menschen wie den Tannheim-Initiator und Stiftungsvorstand der Deutschen Kinderkrebsnachsorge zu finden. Was treibt ihn an? Roland Wehrle: „Wichtig, dass man den Schwächsten und ihren Familien in dieser Gesellschaft hilft. Es aber gleichzeitig auch als großes Glück betrachtet, wenn man gesunde Kinder hat.“
Der nachstehende Zeitpfeil erzählt von den prägenden Stationen des langen Weges hin zum Bau der Nachsorgeklinik Tannheim, den ihr Initiator und Geschäftsführer Roland Wehrle maßgeblich prägte. Nach 30 Jahren ist er zum 1. Januar 2025 imAlter von 77 Jahren aus dieser Position ausgeschieden und wirkt jetzt als Berater der Geschäftsführung. Weitere Details finden sich im Buch „Lebensglück“, das über die Nachsorgeklinik Tannheim bezogen werden kann. Ebenso in der Biografie von Roland Wehrle, die im Herbst 2025 erscheint.

Als Leiter einer Rehabilitations-Einrichtung bei Furtwangen im Schwarzwald entwickelt Roland Wehrle gemeinsam mit Prof. Dr. Dietrich Niethammer von der Universitätskinderklinik Tübingen 1983/84 einen familienorientierten Behandlungsansatz für krebskranke Kinder, Jugendliche und deren Eltern sowie Geschwister. Der Hintergrund ist überaus erfreulich: Dank der Stammzellentherapie überleben nach teils monatelanger Behandlung immer mehr Kinder und Jugendliche ihren Krebs.
Doch sind die Therapien für die Patienten samt ihrer Familie äußerst belastend. Prof. Dr. Niethammer und Roland Wehrle sind sich einig: „Der Patient heißt Familie!“ Und so kann nach langwierigen Verhandlungen mit den Kostenträgern im April 1985 die erste Familienorientierte Nachsorge überhaupt stattfinden.
Prof. Dr. Dietrich Niethammer von der Universitätskinderklinik Tübingen mit einer Patientin.

Das neue Behandlungsmodell wird ein großartiger Erfolg, die Nachfrage ist derart groß, dass die Katharinenhöhe eine Warteliste einführen muss. Im Frühjahr 1990 befaßt sich Roland Wehrle vor diesem Hintergrund mit einem Klinikneubau, um die Familienorientierte Nachsorge für andere schwerst chronisch kranke Kinder und deren Familien fortzuschreiben: für herz- und mukoviszidosekranke Kinder und Jugendliche.
Dreh- und Angelpunkt der Aktivitäten wird die im Oktober des Jahres in Furtwangen eröffnete Geschäftsstelle der Förderkreise für krebskranke Kinder in Baden-Württemberg mit Geschäftsführer Roland Wehrle an der Spitze und Marion Kopp als Assistentin der Geschäftsführung.
Mut macht Roland Wehrle die Unterstützung des Vorhabens durch Carl Herzog von Württemberg und des Schauspielers Klausjürgen Wussow. Er steht zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Popularität, spielt mit Prof. Dr. Brinkmann die Hauptrolle in der äußerst erfolgreichen ZDF-Serie „Die Schwarzwaldklinik“.
Roland Wehrle und Marion Kopp mit den ersten Plänen zum Bau der Nachsorgeklinik Tannheim.

Die Begeisterung von Klausjürgen Wussow für die Belange der Familienorientierten Nachsorge und die Idee von Roland Wehrle, aufgrund des großen Bedarfs eine zweite Rehaklinik zu bauen, eine wirkliche „Schwarzwaldklinik“ somit, führt am 9. Dezember 1990 im Schloßhotel Monrepos in Ludwigsburg zur Gründung der Kinderkrebsnachsorge-Klausjürgen-Wussow-Stiftung. Zum Kreis der Gründer gehört mit Christiane Herzog auch die Ehefrau von Bundespräsident Roman Herzog. Sie steht an der Spitze des Mukoviszidose e.V. denn in der neuen Klinik sollen sowohl krebs-, als auch herz- und muokoviszidosekranke Kinder und Jugendliche behandelt werden.
Zur Gründung laden gemeinsam Klausjürgen Wussow und Carl Herzog von Württemberg ein. Letzterer in seiner Funktion als Vorsitzender der baden-württembergischen Förderkreise krebskranke Kinder e.V. Sie schreiben u.a.: „Die Förderung, Weiterentwicklung und Umsetzung von Konzepten der Familienorientierten Nachsorge soll nun durch eine Stiftung unterstützt werden. Die Kinderkrebsnachsorge-Klausjürgen-Wussow-Stiftung will durch ideelle und finanzielle Unterstützung dazu beitragen, die notwendigen Behandlungsplätze für diese schwerstkranken Kinder in Deutschland bereitzustellen.“
Als erste Spende übergibt eine Schulklasse einen Koffer voller Fünf-Mark-Stücke. Die Stiftung wird später in „Deutsche Kinderkrebsnachsorge“ umbenannt.

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Das große Vorhaben konkretisiert sich im Juni 1991, als die Kinderkrebsnachsorge offiziell beschließt, den Mangel an familienorientierten Nachsorgeplätzen durch den Bau einer Rehabilitationsklinik zu beheben. Die Bereitschaft der Stadt Villingen-Schwenningen, im Ortsteil Tannheim ein fünf Hektar großes Baugelände in Waldrandlage kostenlos zur Verfügung zu stellen, erleichtert die Entscheidung ungemein.
Im Dezember fällt die Standortentscheidung endgültig: Hervorragende klimatologische Voraussetzungen, die dörfliche Infrastruktur sowie die Nähe zum Klinikum in Villingen-Schwenningen sprechen eindeutig für Tannheim im Schwarzwald. In der Rückschau dürfe man aus der Sicht des Jahres 2025 festhalten, so Tannheim-Initiator Roland Wehrle, dass damit ein idealer Standort gefunden werden konnte.
Blick auf Tannheim im Schwarzwald, im Hintergrund die Nachsorgeklinik Tannheim.

Im März 1992 findet nah beim Tannheimer Wald eine Besichtigung des künftigen Klinikgeländes durch die Initiatoren statt. Darunter auch Klausjürgen Wussow. „Ihr habt eine gute Luft hier“, begrüßt er seine Mitstreiter, die erste Entwürfe der künftigen Klinik präsentieren können.
Der Standort Tannheim wird rundum positiv bewertet. So betont Klausjürgen Wussow bezüglich Tannheim und zu seinem Engagement für die Familienorientierte Nachsorge: „Schon der Name ist sehr schön. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß die Idee von Roland Wehrle wächst und dieses Grundstück in Tannheim dafür ein Grundstein ist. Ich bin Roland Wehrle dankbar, dass er den Mut gefasst hat, mich um Unterstützung für diese gute Sache zu bitten.“

Das Jahr 1993 bringt für das Tannheim-Projekt eine Fülle entscheidender Weichenstellungen. Hauptsächlich git es, die auf 50 Millionen Mark geschätzten Baukosten durch ein möglichst hohes Spendenaufkommen abzusichern – eine gewaltige Aufgabe.
Aus dieser Situation heraus wird die Idee geboren, Paten zu finden, die sich dazu bereit erklären, die rund 500.000 Mark teuren Appartementhäusern zu finanzieren, in denen die Familien während ihres Reha-Aufenthaltes untergebracht sind. Bereits im November 1992 hatte der VfB-Stuttgart seine Patenschaft für eines der Häuser signalisiert – die Tageszeitung „SÜDKURIER“ folgt im Februar 1993. Diese Hilfe der SÜDKURIER-Leser gibt es heute noch: sage und schreibe bald 13 Mio. Euro haben die Leserinnen und Leser bislang gespendet.
Im März 1993 erhält Roland Wehrle die Zusage von Rotary Deutschland und es folgen die „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks. Der Erfolg dieser vier Aktionen ist gewaltig – es sind erste „Sternstunden“ für Tannheim.
Ab 1992 setzen sich immer mehr Menschen für den Bau der Nachsorgeklinik Tannheim ein – sei es als Spender, prominente Förderer wie hier Hitparaden-Moderator Uwe Hübner oder Betroffene wie Andrea Willmann. Uwe Hübner erfüllt im Herbst 1993 mit seinem Besuch einen Wunsch des herzkranken Manuel.

Dank der ungeheuren Solidarität der Bevölkerung mit dem Tannheim-Projekt gehen bis zum Herbst 1994 bereits 3,5 Millionen Mark an Spendengeldern auf dem Sonderkonto „Nachsorgeklinik Tannheim“ ein. So stolz diese Summe auch ist, sie sichert das Klinikbauvorhaben keinesfalls: Im Osten des Landes schließen zu dieser Zeit reihenweise Rehakliniken, das gesundheitspolitische Klima erweist sich als schwierig. Die Förderkreise, die hinter dem Bau der Klinik stehen, wollen teils aufgeben – doch Roland Wehrle verlangt einen sechsmonatigen Aufschub und er wird ihm gewährt. Als großartige Hilfe erweisen sich in diesen Tagen Carl Herzog von Württemberg, der Furtwanger Sparkassendirektor Fritz Funke, Amtsgerichtsdirektor Karl Günther und Klausjürgen Wussow, um nur einige Namen zu nennen. „Der Herzog war in diesen Tagen einfach sensationell gut“, ist ihm Roland Wehrle dankbar.
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Die Initiatoren warten weiter auf die Zusage der Krankenkassen, die Kosten für eine Behandlung in der Nachsorgeklinik Tannheim zu übernehmen – noch gibt es keinen Versorgungsvertrag. Die hieraus resultierende Unsicherheit schwebt wie ein Damoklesschwert nahezu das gesamte Jahr 1994 über den Verantwortlichen. Im November 1994 hat das bange Warten endlich sein Ende: Roland Wehrle gibt bekannt, dass die Krankenkassen den dringenden Versorgungsvertrag abschließen. Damit ist eine entscheidende Hürde genommen.
Dass sich das Jahr 1994 doch noch zu einer Sternstunde wandelt, ist all den Menschen zu verdanken, die sich aus Solidarität mit kranken Kindern, Jugendlichen und deren Familien heraus einmal mehr hilfreich zeigen: unzähligen Spendern im gesamten Land. Die Redakteure des Süddeutschen Rundfunks und des Südwestfunks starten im Herbst 1994 mit der „Herzenssache“ eine Weihnachtsaktion, die ein unglaubliches Ergebnis vorweisen kann: 4,5 Millionen Mark gehen auf das Tannheim-Konto ein und verhelfen der großartigen Tannheim-Idee zum Durchbruch.
Geschäftsführer Roland Wehrle kann bei der Übergabe des ersten großen Schecks in Höhe von 2,3 Millionen Mark den Baubeginn für das Frühjahr 1995 ankündigen. Zumal zu Weihnachten 1994 eine weitere erfreuliche Mitteilung eintrifft: Das Land Baden-Württemberg sagt einen Zuschuss in Höhe von drei Millionen Mark zu. Überbringer dieser Nachricht ist Ministerpräsident Erwin Teufel höchstpersönlich.
Live-Übertragung der SWR-Weihnachtsaktion 1994 aus Villingen-Schwenningen. Der Sendung sind unglaubliche 4,5 Mio. Mark an Spenden zu verdanken.
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Die Sicherstellung der Klinikfinanzierung erweist sich für die unzähligen Spenderinnen und Spender und die Initiatoren von Tannheim als eine mit tiefer Befriedigung aufgenommene Weihnachtsbotschaft: Es kann der Bauantrag eingereicht und ein Bauzeitenplan aufgestellt werden. Die Stadt Villingen-Schwenningen beginnt kurz darauf mit der Erschließung des Baugeländes.
Schönstes Sommerwetter begleitet am 6. Juli 1995 den 1. Spatenstich zum Bau der Nachsorgeklinik Tannheim, zu dem prominente Gäste anreisen und der ein bundesweites Medienecho findet. Der Spatenstich gerät zu einem Traumstart für Tannheim: Die Konstanzer Tageszeitung „Südkurier“ übergibt einen Spendenscheck in Höhe von einer Million Mark. Und ebenso überraschend und wertvoll: eine betagte Dame überreicht dem Schauspieler Klausjürgen Wussow einen Scheck in Höhe von 150.000 Mark.
Ministerpräsident Erwin Teufel räumt auf der Tannheim-Baustelle freimütig ein, er sei sich noch vor einem Jahr nicht sicher gewesen, ob die Nachsorgeklinik je realisiert werden könne. Dass es jetzt dazu komme, sei neben dem unermüdlichen Einsatz der Initiatoren mit Roland Wehrle an der Spitze einzig der riesigen Spendenbereitschaft der Bevölkerung zu verdanken.
Erster Spatenstich zum Bau der Nachsorgeklinik Tannheim am 6. Juli 1995. Links Carl Herzog von Württemberg, rechts Klausjürgen Wussow.
Mit dem 1. Spatenstich begann eine insgesamt auf zwei Jahre angesetzte, rege Bautätigkeit. Auf dem knapp sechs Hektar großen Grundstück galt es, einen aus acht Gebäuden bestehenden Komplex hochzuziehen, den das Bad Dürrheimer Architekturbüro Guido Rebholz entworfen hatte. 4471 Quadratmeter Fläche wurden bebaut, um eine Geschoßfläche von 10603 Quadratmetern zu realisieren.
Ausgeführt wurden die Arbeiten von insgesamt über 200 Handwerkerfirmen, die nahezu ausschließlich aus der Region stammten. Die Nachsorgeklinik Tannheim machte damit ein Versprechen wahr, das bereits beim 1. Spatenstich gegeben worden war, nämlich überall dort, wo es möglich ist, heimische Firmen einzusetzen.

Die Solidarität mit Tannheim hält weiter an: ganze Schulklassen sammeln Spenden, Kunstwerke werden versteigert, Institutionen wie Rotary übergaben hohe Spendenschecks und auch eine Prominenten-Radtour hilft 1995 mit, das große Ziel zu erreichen: Veranstaltet wird sie von der „Tour Ginkgo“ Christiane Eichenhofer Stiftung. Viele Firmen spenden, Kindergärten überreichen Geldbeträge und zahlreiche Vereine sammeln bei Benefizveranstaltungen.
Gemeinschaftssinn beweist einmal mehr ebenso die Bevölkerung von Tannheim, die bei einem gemeinsamen Fest 10.914 Mark für den Klinikbau in ihrer Gemeinde sammelt. Auch der Schwarzwald-Baar-Kreis zeigt sich hilfsbereit: Er bewilligt einen Zuschuß in Höhe von 300.000 Mark.
Zu denen, die helfen, gehören weiter die „Fallers“, die Akteure der gleichnamigen Fernsehserie in Südwest 3, heute SWR. Eine erste Initiative ist ein Besuch in der Kinderklinik Freiburg, wo man Geschichten vorliest und mit den Eltern ins Gespräch kommt. In der Folge sind die „Fallers“ ebenso dabei, wenn es darum geht, bei Veranstaltungen Spenden entgegenzunehmen.
Erster Höhepunkt des Engagements ist eine Wohltätigkeitsveranstaltung in Konstanz, die der Südkurier gemeinsam mit dem Südwestfunk veranstaltet. Bei einem Aktionstag mit Versteigerung können über 100.000 Mark erlöst werden. Im Januar 1996 kündigt die Fernsehfamilie unter dem Motto „Fallers für Tannheim“ weitere Unterstützung an.
Hoffnungsvoll starten die Tannheim-Initiatoren ins Jahr 1996: 15,5 Millionen Mark an Eigenmitteln sind bislang zusammengekommen. 2,5 Millionen Mark fehlen noch, um das erklärte Ziel von 18 Mio. Mark an Spendeneinnahmen zu erreichen. Die aber, so ist man sich sicher, werden im Jahr 1996 fließen.

Das Jahr 1996 beginnt mit dem Umbau der „Kinderkrebsnachsorge Klausjürgen Wussow-Stiftung“ in die „Stiftung für das chronisch kranke Kind“. Mit dieser Namensänderung wird verdeutlicht, dass man sich nicht nur um Hilfe für krebskranke Kinder bemüht, sondern ebenso um herz- und mukoviszidosekranke Kinder und Jugendliche. Die Aufgabe des geschäftsführenden Vorsitzenden übernimmt Roland Wehrle. Klausjürgen Wussow will sich indessen noch stärker um die Öffentlichkeitsarbeit bemühen. Er wird zugleich zum Schirmherren und Ehrenvorsitzenden ernannt.
Der Bau der Nachsorgeklinik macht derweil enorme Fortschritte: Bei einer Besichtigung der Baustelle im April 1996 können die Verantwortlichen mit Freude feststellen, dass ihr Vorhaben mit „Riesenschritten“ vorangetrieben wird. Die Grundsteinlegung am 11. Juli 1996 ist eine weitere bedeutsame Etappe. Der Grundstein stammt vom Furtwanger Bildhauer Hubert Rieber und trägt die Inschrift: „Viele Menschen haben dieses Haus gebaut.“
Bei strahlendem Sonnenschein kommt viel Prominenz nach Tannheim, darunter der Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Gerhard Mayer-Vorfelder. Er erinnert daran, dass das Land Baden-Württemberg trotz Sparmaßnahmen für Tannheim drei Millionen Mark an Zuschuss genehmigt habe. Weitere Spenden fließen in der Zwischenzeit zudem. Unter anderem gründet sich eine Initiative „Künstler für Tannheim“, die im Rahmen einer Auktion 25.000 Mark erlöst, die bei der Grundsteinlegung übergeben werden.
Insgesamt haben sich auf dem Tannheim-Konto mittlerweile die zunächst erhofften 18 Millionen Mark an Spenden längst angesammelt. Weil der Finanzbedarf enorm ist und man so wenig Bankkredite wie nur möglich in Anspruch nehmen will, hofft Roland Wehrle jetzt auf weitere fünf Millionen Mark.
Im Sommer und Herbst 1996 freuen sich die Initiatoren über den raschen Fortgang der Arbeiten auf der Baustelle in Tannheim – der damals größten im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Bauleitung, das Bad Dürrheimer Architekturbüro Guido Rebholz setzt modernste Computertechnik ein. Das Zusammenspiel von Fachkräften einheimischer Firmen garantiert einen reibungslosen Baufortschritt. In Tannheim werden sämtliche Aufträge an Unternehmen aus der Region vergeben, ein „Dankeschön“ für die großartige Unterstützung aus der Heimat.
Grundsteinlegung für die Nachsorgeklinik Tannheim am 11. Juli 1996. Der Grundstein ist das Werk des Furtwanger Bildhauers Hubert Rieber (Dritter v. links).

Als am 14. November 1997 die Nachsorgeklinik Tannheim in Betrieb geht (siehe Zeitpfeil der Nachsorgeklinik Tannheim), ist das auch für Roland Wehrle ganz persönlich ein in jeder Hinsicht großartiger Tag: Die Banken hatten auf Intervention von Baden-Württembergs Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder sozusagen „ìn letzter Sekunde“ ein Darlehenspaket in Höhe von 26 Mio. Euro gewährt. Ein sensationeller Erfolg für alle Akteure und besonders für Roland Wehrle, auf den drei Jahre zuvor viele keinen Pfifferling mehr gegeben hatten und der nun als Geschäftsführer der neuen Klinik fungierte.
Doch wie steht man solch eine Dauer-Belastung überhaupt durch? Da ist zum einen die Familie, die Rückhalt und Rückzug bietet. Und da ist ebenso die Fastnacht, in der Roland Wehrle mit Leib und Seele aufgeht. Von 1996 bis 2025 war er Präsident der ältesten und größten Narrenvereinigung in Deutschland, der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Und es gab Björn. Ein Patientenkind, das sein Krebsleiden tapfer ertrug. Dabei wußte Björn, dass er bald sterben würde und malte ein Bild, auf dem er sich selbst in einen Sarg legte. Für Roland Wehrle ein Erlebnis, das ihn bis heute nicht losgelassen hat.
Ein großes Stück des Erfolges von Roland Wehrle geht indes auf die Fähigkeit zurück, Netzwerke zu knüpfen. „Ein Kontakt ermöglicht oft den nächsten“, weiß er aus langer Erfahrung. Aber man braucht eine breite Basis an Unterstützern und Helfern, um Ziele wie den Bau der Nachsorgeklinik Tannheim zu erreichen. „Mir ist jede Spende von 20, 50 oder 100 Euro genauso wichtig wie Großspenden“, unterstreicht er. Unterm Strich hat der unermüdliche Spendensammler bis heute über 62,5 Millionen Euro für das Klinikprojekt zusammengetragen. Denn mit Eröffnung der Nachsorgeklinik riss der Spendenstrom nicht ab, wird die Unterstützung weiterhin benötigt: Jeder Pfennig, jede Mark – jeder Cent und jeder Euro sind bestens angelegt: in eine Klinik in Tannheim, die bis Anfang 2025 weit über 1.300 Familien behandeln konnte.
MINISTERPRÄSIDENT KRETSCHMANN: HINDERNISSE IN CHANCEN VERWANDELT“
Nach 30 Jahren an der Spitze der Nachsorgeklinik Tannheim wechselt Roland Wehrle am Beginn seines 77. Lebensjahres zum 1. Januar 2025 in die Position des Beraters der Geschäftsführung. Bei seiner Verabschiedung gab es Würdigung über Würdigung – von den Mitarbeitern über die Spender bis hin zu den Patienten. Stellvertretend für alle seien an dieser Stelle die Worte von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann genannt, die er für das Geleitwort der Wehrle-Biografie formulierte: „Roland Wehrle ist ein erfolgreicher Macher, der mit Leidenschaft und Ausdauer für seine Visionen kämpft. Er hat die besondere Fähigkeit, Hindernisse in Chancen zu verwandeln und das stets zum Wohle Hilfsbedürftiger – vor allem kranker Kinder. So ist der Name Roland Wehrle untrennbar mit der Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge und der Familienorientierten Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim verbunden.“
FAMILIE CANTÜRK: „EIN VERMÄCHTNIS VOLLER LIEBE“
Besonders zu Herzen ging das Dankeschön der leidgeprüften Familie Cantürk. Die blinden Eltern hatten ein Kind bereits verloren, eine weitere Tochter war schwer erkrankt, als sie endlich eine Reha in Tannheim antreten durfte. Die Familie über Roland Wehrle: „Du bist einfach der Papa aus Tannheim für uns“. Und die Kinder ergänzen: „Tannheim und du, ihr ward in den schwersten Zeiten unseres Lebens für uns da – dank Dir konnten wir neuen Lebensmut fassen! Die Nachsorgeklinik Tannheim ist nicht nur dein riesiges Werk, sondern ebenso ein Vermächtnis voller Liebe, das Familien stärkt, verbindet und ihnen Hoffnung schenkt. Danke, dass du uns mit Tannheim ein zweites Zuhause geschenkt hast“.
Eindrucksvoller kann ein Dankeschön an Roland Wehrle nicht ausfallen. Mit stehenden Ovationen quittierten die Gäste seiner Verabschiedung als Geschäftsführer zum 1. Januar 2025 seine Worte am Schluss der Veranstaltung. Seinen Dank an seine Familie, allen voran Ehefrau Jacqueline Wehrle. Aber ebenso an die Mitarbeiter von Tannheim für das gemeinsame Wirken im Dienst an den schwer betroffenen Familien. Roland Wehrle schloss mit dem Eingeständnis, es falle ihm nicht leicht, von Tannheim loszulassen – die Klinik sei ihm wie ein Kind ans Herz gewachsen.
HOHE EHRUNGEN UND VISIONEN
Für sein außergewöhnliches Engagement wurde Roland Wehrle vielfach geehrt: Für seine Lebensleistung erhielt er im Dezember 2005 aus den Händen von Ministerpräsident Günther Oettinger das Bundesverdienstkreuz am Bande. Ministerpräsident Winfried Kretschmann verlieh ihm 2021 den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. Und trotz aller Anerkennung und Ehrungen, Visionen hat Roland Wehrle nach wie vor. Auf zukünftige Aufgaben angesprochen, hält er fest: „Ich träume davon, unser Rehakonzept für alle chronisch erkrankten Kinder und deren Familien in unserem Land umzusetzen.“

Die Geschichte der
Nachsorgeklinik Tannheim
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Dankeschön 03/2024
Tannheim-Initiator Roland Wehrle: Ein „Macher“, der Hindernisse in Chancen verwandelt