// Unsere Klinik
Geschichte
Großartiges Zeichen der Solidarität
Die Nachsorgeklinik Tannheim ist ein großartiges Zeichen der Solidarität unzähliger Menschen mit schwerkranken Kindern, Jugendlichen und deren Familien: Sie ist bundesweit zu einem Synonym dafür geworden, was erreicht werden kann, wenn sich Menschen gemeinsam für eine Idee begeistern.
Nichts trifft auf die moderne Rehabilitationsklinik mehr zu als die Inschrift ihres Grundsteins:
„Viele Menschen haben dieses Haus gebaut“.
Denn, das Einmalige an der Nachsorgeklinik ist: die Gesamtkosten in Höhe von ca. 25,5 Millionen Euro konnten nahezu zur Hälfte mit Spenden finanziert werden! Zehntausende von Menschen haben insgesamt 12,25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt!
Am Beginn steht die Kinderkrebsnachsorge
Dass die Nachsorgeklinik Tannheim Wirklichkeit werden konnte, ist maßgeblich der im Dezember 1990 gegründeten Klausjürgen Wussow-Stiftung, der heutigen Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge zu verdanken. Die Popularität von „Dr. Brinkmann“ aus der „Schwarzwaldklinik“, von Christiane Herzog, des Herzogs von Württemberg sowie anderer Prominenter, eine Weihnachtsaktion des SWR und das unermüdliche Werben und Spendensammeln durch Haupt-Initiator und Geschäftsführer Roland Wehrle machen 1995 den ersten Spatenstich möglich.
Am 14. November 1997 schließlich nimmt die Rehaklinik ihren Betrieb auf und kann sich seitdem über eine 100prozentige Auslastung freuen!
Als Leiter einer Rehabilitations-Einrichtung für krebskranke Kinder bei Furtwangen im Schwarzwald entwickelt Roland Wehrle gemeinsam mit Prof. Dr. Dietrich Niethammer von der Universitätskinderklinik Tübingen einen familienorientierten Behandlungsansatz für krebskranke Kinder und Jugendliche.
Initiator und heutiger Geschäftsführer: Roland Wehrle. Hier zusammen mit SWR-Redakteurin Sonja Schrecklein, Vorsitzende der Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge, die maßgebliche Gesellschafterin der Klinik Tannheim ist.
Im Frühjahr befaßt sich Roland Wehrle mit einem Klinikneubau, um die Familienorientierte Nachsorge für andere schwerst chronisch kranke Kinder und deren Familien fortzuschreiben: für herz- und mukoviszidosekranke Kinder und Jugendliche. Dreh- und Angelpunkt der Aktivitäten wird die im Oktober des Jahres in Furtwangen eröffnete Geschäftsstelle der Förderkreise für krebskranke Kinder in Baden-Württemberg mit Geschäftsführer Roland Wehrle an der Spitze und Marion Kopp als Sekretärin.
Carl Herzog von Württemberg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft baden-württembergischer Elternkreise, unterstreicht aus Anlaß der Geschäftsstellen-Eröffnung mit Blick auf den Mangel an Nachsorgeplätzen die Notwendigkeit des Vorhabens.
Ministerpräsident Erwin Teufel (links) mit Carl Herzog von Württemberg.
Das große Vorhaben konkretisiert sich im Juni: Bei einer Stiftungsratssitzung beschließt die Kinderkrebsnachsorge – Klausjürgen Wussow-Stiftung den Mangel an familienorientierten Nachsorgeplätzen durch den Bau einer Rehabilitationsklinik zu beheben. Die Bereitschaft der Stadt Villingen-Schwenningen, im Ortsteil Tannheim ein fünf Hektar großes Baugelände in Waldrandlage kostenlos zur Verfügung zu stellen, erleichtert die Entscheidung ungemein.
Im Dezember fällt für das Klinikvorhaben die Standortentscheidung: Hervorragende klimatologische Voraussetzungen, die dörfliche Infrastruktur sowie die Nähe zu einem Klinikum sprechen eindeutig für Tannheim im Schwarzwald, einem Ortsteil von Villingen-Schwenningen.
Klausjürgen Wussow im Gespräch mit einer Patientenfamilie – auf Besuch in der Nachsorgeklinik Tannheim.
Im März 1992 findet nah beim Tannheimer Wald eine Besichtigung des künftigen Klinikgeländes durch die Initiatoren statt. Darunter auch Mit-Initiator Klausjürgen Wussow. „Ihr habt eine gute Luft hier“, begrüßt er seine Mitstreiter, die erste Entwürfe der künftigen Klinik präsentieren können.
Klausjürgen Wussow über Tannheim und sein Engagement für die familienorientierte Nachsorge: „Schon der Name ist sehr schön. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß die Idee von Roland Wehrle wächst und Tannheim dafür und für das veränderte Bewußtsein ein Grundstein ist. Deshalb bin ich Roland Wehrle dankbar, daß er den Mut gefaßt hat, mich um Unterstützung für eine gute Sache zu bitten.“
Die Nachsorgeklinik Tannheim noch im Modell: Momentaufnahme beim ersten Spatenstich am 6. Juli 1995.
Das Jahr 1993 brachte für das Tannheim-Projekt eine Fülle entscheidender Weichenstellungen. Hauptsächlich galt es, die damals auf 50 Millionen Mark geschätzten Baukosten durch ein möglichst hohes Spendenaufkommen abzusichern – eine gewaltige Aufgabe.
Aus dieser Situation heraus wurde die Idee geboren, Paten für den Bau von je rund 500000 Mark teuren Appartementhäusern zu gewinnen, in denen die Familien während ihres Reha-Aufenthaltes untergebracht sind. Bereits im November 1992 hatte der VfB-Stuttgart seine Patenschaft für eines der Häuser signalisiert, die Tageszeitung „Südkurier“ folgte im Februar 1993. Bis heute sind dank der Südkurier-Initiative, sprich der Hilfe der Südkurier-Leser, rund 3,0 Millionen Mark (ca. 1,5 Millionen Euro) zusammengekommen.
Im März erhielt man die Zusage von Rotary Deutschland und schließlich die der „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks. Der Erfolg dieser vier Aktionen war gewaltig – sie können als erste „Sternstunden“ für Tannheim bezeichnet werden.
Getragen von einer Welle der Hilfsbereitschaft: Spenden machen den Bau der Nachsorgeklinik Tannheim möglich. Hier übergibt der Fanclub der Klostertaler 13 000 Mark.
Dank der ungeheuren Solidarität der Bevölkerung mit dem Tannheim-Projekt sammelten sich bis zum Herbst 1994 bereits vier Millionen Mark an Spendengeldern an. Eine überaus stolze Summe, doch gesichert war das Klinikbauvorhaben damit noch nicht. Denn auf eines hatten die Initiatoren weiter zu warten: auf die Zusage der Krankenkassen, die Kosten für die Behandlung in der Nachsorgeklinik Tannheim zu übernehmen, den Abschluß eines entsprechenden Versorgungsvertrages also.
Die hieraus resultierende Unsicherheit schwebte wie ein Damoklesschwert nahezu das gesamte Jahr 1994 über den Verantwortlichen. Im November 1994 konnte Roland Wehrle endlich bekanntgeben, daß die Krankenkassen den dringend erforderlichen Versorgungsvertrag abschließen werden. Damit war eine weitere entscheidende Hürde genommen.
Daß sich das Jahr 1994, das schwierigste in der Geschichte der Nachsorgeklinik Tannheim, doch noch zu einer Sternstunde wandelte, ist all den Menschen zu verdanken, die sich aus Solidarität mit kranken Kindern, Jugendlichen und deren Familien heraus einmal mehr hilfreich zeigten: unzähligen Spendern im gesamten Land. Sie haben geholfen, weil einmal mehr die Medien über die Situation in Tannheim informierten. Die Redakteure des Süddeutschen Rundfunks und des Südwestfunks starteten im Herbst 1994 eine Weihnachtsaktion, die ein unglaubliches Ergebnis hatte: 4,5 Millionen Mark wurden gespendet – damit hat man der Nachsorgeklinik zum Durchbruch verholfen.
Geschäftsführer Roland Wehrle konnte bei der Übergabe des ersten großen Schecks in Höhe von 2,3 Millionen Mark den Baubeginn für das Frühjahr 1995 ankündigen. Zumal zu Weihnachten 1994 eine erfreuliche Mitteilung eintraf: das Land Baden-Württemberg sagte einen Zuschuß in Höhe von drei Millionen Mark zu. Überbringer dieser Nachricht war Ministerpräsident Erwin Teufel höchstpersönlich.
Bei einer Weihnachtsaktion des Südwestfunks konnten 4,5 Millionen Mark an Spenden gesammelt werden, die Abschlußveranstaltung wurde „live“ aus VS-Villingen übertragen.
Die Sicherstellung der Klinikfinanzierung war für die unzähligen Spenderinnen und Spender und die Initiatoren von Tannheim eine mit tiefer Befriedigung aufgenommene Weihnachtsbotschaft: Es konnte nun der Bauantrag eingereicht und ein Bauzeitenplan aufgestellt werden. Die Stadt Villingen-Schwenningen begann kurz darauf mit der Erschließung des Baugeländes.
Schönstes Sommerwetter begleitete am 6. Juli 1995 den 1. Spatenstich zum Bau der Nachsorgeklinik Tannheim, zu dem prominente Gäste anreisten und der ein bundesweites Medienecho fand. Der Spatenstich geriet zu einem Traumstart für Tannheim: Die Konstanzer Tageszeitung „Südkurier“ übergab einen Spendenscheck in Höhe von einer Million Mark, und eine betagte Dame überreichte dem Schauspieler Klausjürgen Wussow einen Scheck in Höhe von 150 000 Mark.
Ministerpräsident Erwin Teufel räumte freimütig ein, er sei sich noch vor einem Jahr nicht sicher gewesen, ob die Nachsorgeklinik je realisiert werden könne. Daß es jetzt dazu komme, sei neben dem unermüdlichen Einsatz der Initiatoren einzig der riesigen Spendenbereitschaft der Bevölkerung zu verdanken.
Ein Lied der Kinder. Beim ersten Spatenstich am 6. Juli 1995.
Mit dem 1. Spatenstich begann eine insgesamt auf zwei Jahre angesetzte, rege Bautätigkeit. Auf dem knapp sechs Hektar großen Grundstück galt es, einen aus acht Gebäuden bestehenden Komplex hochzuziehen, den das Bad Dürrheimer Architekturbüro Guido Rebholz entworfen hatte. 4471 Quadratmeter Fläche wurden bebaut, um eine Geschoßfläche von 10603 Quadratmetern zu realisieren.
Ausgeführt wurden die Arbeiten von insgesamt über 200 Handwerkerfirmen, die nahezu ausschließlich aus der Region stammten. Die Nachsorgeklinik Tannheim machte damit ein Versprechen wahr, das bereits beim 1. Spatenstich gegeben worden war, nämlich überall dort, wo es möglich ist, heimische Firmen einzusetzen.
Der Bau hat begonnen, die 50 Millionen Mark teure Nachsorgeklinik Tannheim wird von 200 Firmen aus der Region realisiert.
Mit dem Baubeginn durfte aber eines nicht geschehen: ein Abriß der Spendentätigkeit, und zu dieser kam es auch nicht: Schüler sammelten, Kunstwerke wurden versteigert, Institutionen wie Rotary übergaben hohe Spendenschecks und auch eine Prominenten-Radtour half 1995 mit, das große Ziel zu erreichen. Veranstaltet wurde sie von der „Tour Ginkgo“ Christiane Eichenhofer Stiftung.
Firmen spenden, Kindergärten überreichen Geldbeträge und zahlreiche Vereine sammeln bei Benefizveranstaltungen. Gemeinschaftssinn beweist einmal mehr die Tannheimer Bevölkerung, die bei einem gemeinsamen Fest 10 914 Mark für den Klinikbau in ihrer Gemeinde sammelt. Auch der Schwarzwald-Baar-Kreis zeigt sich hilfsbereit: Er bewilligt einen Zuschuß in Höhe von 300 000 Mark.
Glückliche Gesichter: Die „Fallers“ übergeben bei der Eröffnung von Tannheim den ersten Bewohner des Streichelzoos.
Zu denen, die helfen, gehören auch die „Fallers“, die Akteure der gleichnamigen Fernsehserie in Südwest 3, heute SWR. Eine erste Initiative ist ein Besuch in der Kinderklinik Freiburg, wo man Geschichten vorliest und mit den Eltern ins Gespräch kommt. In der Folge sind die „Fallers“ auch dabei, wenn es darum geht, bei Veranstaltungen Spenden entgegenzunehmen.
Erster Höhepunkt des Engagements ist eine Wohltätigkeitsveranstaltung in Konstanz, die der Südkurier gemeinsam mit dem Südwestfunk veranstaltet. Bei einem Aktionstag mit Versteigerung können über 100 000 Mark erlöst werden. Im Januar 1996 kündigt man neue Projekte der Fernsehfamilie an, sie haben das Motto „Fallers für Tannheim“.
Hoffnungsvoll gehen die Tannheim-Initiatoren ins neue Jahr. 15,5 Millionen Mark an Eigenmitteln sind bislang zusammengekommen. 2,5 Millionen Mark fehlen noch. Die aber, so ist man sich sicher, werden im Jahr 1996 fließen.
Das Jahr beginnt mit dem Umbau der „Kinderkrebsnachsorge Klausjürgen Wussow-Stiftung“ in die „Stiftung für das chronisch kranke Kind“. Mit dieser Namensänderung wird verdeutlicht, daß man sich nicht nur um Hilfe für krebskranke Kinder bemüht. Die Aufgabe des geschäftsführenden Vorsitzenden übernimmt Roland Wehrle. Klausjürgen Wussow will sich indessen noch stärker um die Öffentlichkeitsarbeit bemühen. Er wird zugleich zum Schirmherren und Ehrenvorsitzenden ernannt.
„Viele Menschen haben dieses Haus gebaut.“ Der vom Furtwanger Bildhauer Hubert Rieber geschaffene Grundstein der Nachsorgeklinik Tannheim.
Der Bau der Nachsorgeklinik macht unterdessen große Fortschritte, bei einer Besichtigung der Baustelle im April 1996 können die Verantwortlichen mit Freude feststellen, daß ihr Vorhaben mit „Riesenschritten“ vorangetrieben wird. Die Grundsteinlegung am 11. Juli 1996 ist eine weitere bedeutsame Etappe in der Geschichte der Klinik Tannheim. Der Grundstein ist ein Werk des Furtwanger Bildhauers Hubert Rieber. Er trägt die Inschrift: „Viele Menschen haben dieses Haus gebaut.“
Bei strahlendem Sonnenschein war viel Prominenz nach Tannheim gekommen, darunter auch der damalige Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Gerhard Mayer-Vorfelder, der unterstrich, das Land habe trotz Sparmaßnahmen drei Millionen Mark an Zuschuß genehmigt. Weitere Spenden waren in der Zwischenzeit zudem geflossen: Eine Initiative „Künstler für Tannheim“ hatte sich gegründet, die im Rahmen einer Kunstauktion 25000 Mark erlöste, die bei der Grundsteinlegung übergeben werden konnten.
Insgesamt hatten sich auf dem Tannheim-Konto mittlerweile 18 Millionen Mark angesammelt. Noch weitere fünf Millionen Mark an Spenden zu sammeln, war zu diesem Zeitpunkt das erklärte Ziel der Stiftung Kinderkrebsnachsorge.
Grundsteinlegung für die Nachsorgeklinik Tannheim am 11. Juli 1996.
Im Sommer und Herbst freuen sich die Initiatoren über den raschen Fortgang der Arbeiten auf der Baustelle in Tannheim – der damals größten im Schwarzwald-Baar-Kreis. Modernste Computertechnik auf Seiten der Bauleitung, dem Bad Dürrheimer Architekturbüro Guido Rebholz, im Zusammenspiel mit Fachkräften von ausschließlich heimischen Firmen garantieren einen reibungslosen Baufortschritt.
So kann exakt nach dem Zeitplan am 26. Oktober des Jahres das Richtfest gefeiert werden. Architekt Guido Rebholz lobt die am Bau der Nachsorgeklinik beteiligten 40 Firmen, die den Zeitplan sogar um 14 Tage unterbieten konnten, was zeige, daß man auch ohne Generalunternehmer und nur unter Einsatz regionaler Unternehmen ein Projekt mit den Dimensionen dieser Klinik realisieren könne. Immerhin mußten in den 15 Monaten seit dem 1. Spatenstich 25 000 Kubikmeter Erde und Sandstein bewegt werden, wobei 8 000 Kubikmeter Beton und 550 Tonnen Stahl verbaut wurden.
Südwestfunk-Intendant Peter Voß nützt das Richtfest, um vor über 400 geladenen Gästen die Medien erneut für die besondere Problematik zu sensibilisieren, die mit dem Bau der Nachsorgeklinik Tannheim sprich mit der familienorientierten Nachsorge verbunden ist: die Debatte über weitere Einsparungen im Gesundheitswesen. Voß unterstreicht, es dürften auf keinen Fall die Rehabilitationszeiten für Kinder gekürzt werden. „Das wäre ein fatales Signal“, kommentiert der Südwestfunk-Intendant. Peter Voß kündigt zugleich eine erneute Weihnachtsaktion des Südwestfunks zugunsten der Nachsorgeklinik Tannheim an und lobt das unglaubliche Engagement der „Fallers“ für das Projekt, die durch verschiedenste Aktionen bereits mehr als eine Million Mark an Spenden sammeln konnten.
Und die Solidarität für Tannheim wächst und wächst: Spendenübergabe auf der Baustelle der Klinik. Initiator und Geschäftsführer Roland Wehrle und „Kati“ von den Fallers können 10 000 Mark entgegennehmen.
Der Spendenfluß reißt zur Freude der Initiatoren auch zu diesem Zeitpunkt nicht ab: vorallem die Leser des „Südkuriers“ und die Zuschauer von „Südwest 3“ helfen enorm. Allein der SDR/SWF (heute SWR) überreicht bei einer Weihnachtsgala einen Scheck in Höhe von 1,5 Millionen Mark, später steigt das Spendenaufkommen auf über zwei Millionen Mark an.
Auch die Verbände der betroffenen Patientengruppen steuerten ihren Möglichkeiten entsprechend hohe Beträge bei. Über 100 000 Mark kamen von verschiedenen Elternkreisen herzkranker Kinder, davon weit über 50 000 Mark von der Interessengemeinschaft „Das herzkranke Kind e.V.“ (IDHK Stuttgart). Ein enormes Zeichen der Solidarität. Doch trotz der vielen Spenden zögern die Banken: 26 Millionen Mark an Krediten sollen über ein Bankenkonsortium bereitgestellt werden, erst im Juli des Jahres 1997 ist definitiv sicher, daß die Banken diese Fremdmittel gewähren. Es bedurfte harter Überzeugungsarbeit und intensiver Verhandlungen, um das Klinikprojekt in buchstäblich letzter Minute über diese alles entscheidende Hürde hinwegzubringen, denn vor dem Hintergrund der damaligen gesundheitspolitischen Diskussionen und den Einschnitten im Rehabilitationswesen wollten die Kreditinstitute keine neuen Kliniken mehr finanzieren.
Der Löwe – das Erkennungszeichen der Nachsorgeklinik Tannheim geht auf einen Entwurf von Simon Dittrich zurück. Er diente als Erkennungszeichen der ersten Weihnachtsaktion des SDR/SWF.
Die Initiatoren arbeiten planmäßig auf die Eröffnung der Klinik im November des Jahres hin. Mit Dr. Roland Dopfer, Chefarzt der Kinderonkologie, und Prof. Dr. Werner Rosendahl, Chefarzt der Kinderkardiologie, gelingt es, zwei erfahrene Oberärzte der Universitätskinderklinik Tübingen für die medizinische Leitung der Nachsorgeklinik Tannheim zu gewinnen. Insgesamt 100 Mitarbeiter werden eingestellt. Auch die Auslastung der Klinik ist früh gewährleistet: 35 Familien hatten sich bereits Monate vor Fertigstellung der Klinik für eine Rehabilitationsmaßnahme in Tannheim angemeldet.
Die Eröffnung der Klinik
Es war ein strahlender Tag – und doch herrschte immer wieder betroffene Stille. Zur Eröffnung der Nachsorgeklinik Tannheim am 14. November 1997 hatten drei Patienten den Mut, vor rund 300 geladenen Gästen über ihr Schicksal zu sprechen. Und als hätte es noch eines letzten Beweises bedurft, machten diese tiefgehenden Schilderungen von Menschen, die in so jungen Jahren mit einer lebensbedrohenden Krankheit konfrontiert sind, jedem im Saal schmerzlich bewußt, wie elementar die Arbeit von Nachsorgekliniken ist:
„Entscheidend ist, daß die Krankheit nach 14 Jahren immer noch nicht zu Ende ist.“
Ingo Bruns, 26 Jahre, Krebspatient
„Es ist mehr als etwas Körperliches – es ist der ständige Druck, daß man bald tot ist.“
Ronald Scharf, 17 Jahre, Krebspatient
„Nicht die Krankheit darf mein Leben bestimmen, sondern ich selbst will mein Leben bestimmen.“
Bettina Andelfinger, 31 Jahre, Mukoviszidose-Patientin
Ministerpräsident Erwin Teufel, Carl Herzog von Württemberg, VfB Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder oder Klausjürgen Wussow: sie alle würdigten an vorderer Stelle das Engagement der Spender und den Einsatz von Roland Wehrle, der unisono als Motor des Ganzen oder nimmermüder Spendensammler bezeichnet wurde. Die Eröffnung der Klinik war für ihn der krönende Abschluß eines Vorhabens, dessen Verwirklichung letztlich sieben Jahre gedauert hatte und das ohne den unerschütterlichen Glauben des heutigen Tannheim-Geschäftsführers an einen erfolgreichen Ausgang nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach gescheitert wäre.
„Wer ein solches Vorhaben wie die
Nachsorgeklinik Tannheim in die Tat
umsetzen will, ist auf Hilfe angewiesen.
Aus übervollem Herzen darf ich den mehr
als 100 000 Spendern sehr herzlich
danken, daß sie uns in die Lage versetzten,
mit dem großen Werk zu beginnen.“
Stiftungsratsvorsitzender Fritz Funke
bei der Tannheim-Eröffnung
Ministerpräsident Erwin Teufel, der die Klinik als ein „großartiges Zeichen der Solidarität vieler Menschen“ würdigte, stellte die Leistungen von Roland Wehrle unter anderem mit den Worten heraus, dieser habe einen dringenden Bedarf erkannt und es verstanden, prominente Mitstreiter zu finden. Erwin Teufel appellierte, die Klinik auch in Zukunft zu unterstützen, damit die Patienten und deren Familien hier Kraft, Zuversicht, Mut und Trost sowie die Gewißheit erfahren, daß sie mit ihrem Schicksal nicht alleingelassen werden.
Daß die Klinik Tannheim auch in Zukunft auf die Hilfe ihrer vielen Freunde angewiesen sein würde, verdeutlichte beim Festakt einer der maßgeblichen Mitbegründer der familienorientierten Nachsorge, Prof. Dr. Dietrich Niethammer, mit Blick auf die damalige aktuelle Entwicklung im Gesundheitswesen. Da das Konzept der familienorientierten Nachsorge nie Einzug in das Sozialgesetzbuch fand, unterstrich Prof. Niethammer, es würde das Ende von Tannheim bedeuten, wenn sich die Krankenkassen aus diesem Bereich der Rehabilitation zurückzögen. Dazu ist es trotz der damals berechtigten Bedenken jedoch nicht gekommen.
Viel Aufmerksamkeit schenkte die Festgesellschaft auch der Rede von Südwestfunk-Intendant Peter Voß. Er resümierte: „Ein Märchen ist wahr geworden“ und merkte diesbezüglich weiter an: „Wo ein Wehrle ist, ist auch ein Weg.“
Am 15. und 16. November 1997 war in Tannheim „Tag der offenen Tür“: Die unaufhörliche Besucherschlange dokumentierte, wie groß der Freundeskreis der Klinik ist.
Tag der offenen Tür
Wie groß der Freundeskreis der Nachsorgeklinik Tannheim ist, dokumentierte augenscheinlich der „Tag der offenen Tür“ am 15. und 16. November 1997: Unaufhörlich bewegte sich eine Menschenschlange durch die neue Klinik, unglaublich viele Spender wollten und konnten mit eigenen Augen sehen, was Dank ihrer Hilfe entstanden ist. Rund 25 000 Menschen besuchten an diesem Wochenende die Einrichtung. Zu den Helfern der Klinik gehörten einmal mehr die Tannheimer Vereine, die unter Leitung von Ortsvorsteherin Helga Eilts zur Bewirtung der Gäste zu Verfügung standen.
Die Geschichte der
Nachsorgeklinik Tannheim
Von der Idee zum Baubeginn (PDF, 1,2 MB)
Vom ersten Spatenstich zum Richtfest (PDF, 2,1 MB)
Feierliche Eröffnung und Inbetriebnahme (PDF, 1,3 MB)
Und hier können Sie im gesamten Buch blättern…
Kennen Sie das Buch „Lebensglück“? Es erzählt die Geschichte der Nachsorgeklinik Tannheim und der Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge. Die PDF-Dokumente oben zur Geschichte des Klinik Tannheim sind diesem Buch entnommen. Wenn Sie das Buch erwerben wollen, können Sie das hier tun…
„Viele Menschen haben
dieses Haus gebaut“.