Das Jahr beginnt mit dem Umbau der „Kinderkrebsnachsorge Klausjürgen Wussow-Stiftung“ in die „Stiftung für das chronisch kranke Kind“. Mit dieser Namensänderung wird verdeutlicht, daß man sich nicht nur um Hilfe für krebskranke Kinder bemüht. Die Aufgabe des geschäftsführenden Vorsitzenden übernimmt Roland Wehrle. Klausjürgen Wussow will sich indessen noch stärker um die Öffentlichkeitsarbeit bemühen. Er wird zugleich zum Schirmherren und Ehrenvorsitzenden ernannt.
„Viele Menschen haben dieses Haus gebaut.“ Der vom Furtwanger Bildhauer Hubert Rieber geschaffene Grundstein der Nachsorgeklinik Tannheim.
Der Bau der Nachsorgeklinik macht unterdessen große Fortschritte, bei einer Besichtigung der Baustelle im April 1996 können die Verantwortlichen mit Freude feststellen, daß ihr Vorhaben mit „Riesenschritten“ vorangetrieben wird. Die Grundsteinlegung am 11. Juli 1996 ist eine weitere bedeutsame Etappe in der Geschichte der Klinik Tannheim. Der Grundstein ist ein Werk des Furtwanger Bildhauers Hubert Rieber. Er trägt die Inschrift: „Viele Menschen haben dieses Haus gebaut.“
Bei strahlendem Sonnenschein war viel Prominenz nach Tannheim gekommen, darunter auch der damalige Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Gerhard Mayer-Vorfelder, der unterstrich, das Land habe trotz Sparmaßnahmen drei Millionen Mark an Zuschuß genehmigt. Weitere Spenden waren in der Zwischenzeit zudem geflossen: Eine Initiative „Künstler für Tannheim“ hatte sich gegründet, die im Rahmen einer Kunstauktion 25000 Mark erlöste, die bei der Grundsteinlegung übergeben werden konnten.
Insgesamt hatten sich auf dem Tannheim-Konto mittlerweile 18 Millionen Mark angesammelt. Noch weitere fünf Millionen Mark an Spenden zu sammeln, war zu diesem Zeitpunkt das erklärte Ziel der Stiftung Kinderkrebsnachsorge.
Grundsteinlegung für die Nachsorgeklinik Tannheim am 11. Juli 1996.
Im Sommer und Herbst freuen sich die Initiatoren über den raschen Fortgang der Arbeiten auf der Baustelle in Tannheim – der damals größten im Schwarzwald-Baar-Kreis. Modernste Computertechnik auf Seiten der Bauleitung, dem Bad Dürrheimer Architekturbüro Guido Rebholz, im Zusammenspiel mit Fachkräften von ausschließlich heimischen Firmen garantieren einen reibungslosen Baufortschritt.
So kann exakt nach dem Zeitplan am 26. Oktober des Jahres das Richtfest gefeiert werden. Architekt Guido Rebholz lobt die am Bau der Nachsorgeklinik beteiligten 40 Firmen, die den Zeitplan sogar um 14 Tage unterbieten konnten, was zeige, daß man auch ohne Generalunternehmer und nur unter Einsatz regionaler Unternehmen ein Projekt mit den Dimensionen dieser Klinik realisieren könne. Immerhin mußten in den 15 Monaten seit dem 1. Spatenstich 25 000 Kubikmeter Erde und Sandstein bewegt werden, wobei 8 000 Kubikmeter Beton und 550 Tonnen Stahl verbaut wurden.
Südwestfunk-Intendant Peter Voß nützt das Richtfest, um vor über 400 geladenen Gästen die Medien erneut für die besondere Problematik zu sensibilisieren, die mit dem Bau der Nachsorgeklinik Tannheim sprich mit der familienorientierten Nachsorge verbunden ist: die Debatte über weitere Einsparungen im Gesundheitswesen. Voß unterstreicht, es dürften auf keinen Fall die Rehabilitationszeiten für Kinder gekürzt werden. „Das wäre ein fatales Signal“, kommentiert der Südwestfunk-Intendant. Peter Voß kündigt zugleich eine erneute Weihnachtsaktion des Südwestfunks zugunsten der Nachsorgeklinik Tannheim an und lobt das unglaubliche Engagement der „Fallers“ für das Projekt, die durch verschiedenste Aktionen bereits mehr als eine Million Mark an Spenden sammeln konnten.
Und die Solidarität für Tannheim wächst und wächst: Spendenübergabe auf der Baustelle der Klinik. Initiator und Geschäftsführer Roland Wehrle und „Kati“ von den Fallers können 10 000 Mark entgegennehmen.
Der Spendenfluß reißt zur Freude der Initiatoren auch zu diesem Zeitpunkt nicht ab: vorallem die Leser des „Südkuriers“ und die Zuschauer von „Südwest 3“ helfen enorm. Allein der SDR/SWF (heute SWR) überreicht bei einer Weihnachtsgala einen Scheck in Höhe von 1,5 Millionen Mark, später steigt das Spendenaufkommen auf über zwei Millionen Mark an.
Auch die Verbände der betroffenen Patientengruppen steuerten ihren Möglichkeiten entsprechend hohe Beträge bei. Über 100 000 Mark kamen von verschiedenen Elternkreisen herzkranker Kinder, davon weit über 50 000 Mark von der Interessengemeinschaft „Das herzkranke Kind e.V.“ (IDHK Stuttgart). Ein enormes Zeichen der Solidarität. Doch trotz der vielen Spenden zögern die Banken: 26 Millionen Mark an Krediten sollen über ein Bankenkonsortium bereitgestellt werden, erst im Juli des Jahres 1997 ist definitiv sicher, daß die Banken diese Fremdmittel gewähren. Es bedurfte harter Überzeugungsarbeit und intensiver Verhandlungen, um das Klinikprojekt in buchstäblich letzter Minute über diese alles entscheidende Hürde hinwegzubringen, denn vor dem Hintergrund der damaligen gesundheitspolitischen Diskussionen und den Einschnitten im Rehabilitationswesen wollten die Kreditinstitute keine neuen Kliniken mehr finanzieren.
Der Löwe – das Erkennungszeichen der Nachsorgeklinik Tannheim geht auf einen Entwurf von Simon Dittrich zurück. Er diente als Erkennungszeichen der ersten Weihnachtsaktion des SDR/SWF.