Die Initiatoren arbeiten planmäßig auf die Eröffnung der Klinik im November des Jahres hin. Mit Dr. Roland Dopfer, Chefarzt der Kinderonkologie, und Prof. Dr. Werner Rosendahl, Chefarzt der Kinderkardiologie, gelingt es, zwei erfahrene Oberärzte der Universitätskinderklinik Tübingen für die medizinische Leitung der Nachsorgeklinik Tannheim zu gewinnen. Insgesamt 100 Mitarbeiter werden eingestellt. Auch die Auslastung der Klinik ist früh gewährleistet: 35 Familien hatten sich bereits Monate vor Fertigstellung der Klinik für eine Rehabilitationsmaßnahme in Tannheim angemeldet.

Die Eröffnung der Klinik

Es war ein strahlender Tag – und doch herrschte immer wieder betroffene Stille. Zur Eröffnung der Nachsorgeklinik Tannheim am 14. November 1997 hatten drei Patienten den Mut, vor rund 300 geladenen Gästen über ihr Schicksal zu sprechen. Und als hätte es noch eines letzten Beweises bedurft, machten diese tiefgehenden Schilderungen von Menschen, die in so jungen Jahren mit einer lebensbedrohenden Krankheit konfrontiert sind, jedem im Saal schmerzlich bewußt, wie elementar die Arbeit von Nachsorgekliniken ist:

„Entscheidend ist, daß die Krankheit nach 14 Jahren immer noch nicht zu Ende ist.“
Ingo Bruns, 26 Jahre, Krebspatient

„Es ist mehr als etwas Körperliches – es ist der ständige Druck, daß man bald tot ist.“
Ronald Scharf, 17 Jahre, Krebspatient

„Nicht die Krankheit darf mein Leben bestimmen, sondern ich selbst will mein Leben bestimmen.“
Bettina Andelfinger, 31 Jahre, Mukoviszidose-Patientin

Ministerpräsident Erwin Teufel, Carl Herzog von Württemberg, VfB Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder oder Klausjürgen Wussow: sie alle würdigten an vorderer Stelle das Engagement der Spender und den Einsatz von Roland Wehrle, der unisono als Motor des Ganzen oder nimmermüder Spendensammler bezeichnet wurde. Die Eröffnung der Klinik war für ihn der krönende Abschluß eines Vorhabens, dessen Verwirklichung letztlich sieben Jahre gedauert hatte und das ohne den unerschütterlichen Glauben des heutigen Tannheim-Geschäftsführers an einen erfolgreichen Ausgang nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach gescheitert wäre.

„Wer ein solches Vorhaben wie die
Nachsorgeklinik Tannheim in die Tat
umsetzen will, ist auf Hilfe angewiesen.
Aus übervollem Herzen darf ich den mehr
als 100 000 Spendern sehr herzlich
danken, daß sie uns in die Lage versetzten,
mit dem großen Werk zu beginnen.“

 Stiftungsratsvorsitzender Fritz Funke
bei der Tannheim-Eröffnung

 

Ministerpräsident Erwin Teufel, der die Klinik als ein „großartiges Zeichen der Solidarität vieler Menschen“ würdigte, stellte die Leistungen von Roland Wehrle unter anderem mit den Worten heraus, dieser habe einen dringenden Bedarf erkannt und es verstanden, prominente Mitstreiter zu finden. Erwin Teufel appellierte, die Klinik auch in Zukunft zu unterstützen, damit die Patienten und deren Familien hier Kraft, Zuversicht, Mut und Trost sowie die Gewißheit erfahren, daß sie mit ihrem Schicksal nicht alleingelassen werden.

Daß die Klinik Tannheim auch in Zukunft auf die Hilfe ihrer vielen Freunde angewiesen sein würde, verdeutlichte beim Festakt einer der maßgeblichen Mitbegründer der familienorientierten Nachsorge, Prof. Dr. Dietrich Niethammer, mit Blick auf die damalige aktuelle Entwicklung im Gesundheitswesen. Da das Konzept der familienorientierten Nachsorge nie Einzug in das Sozialgesetzbuch fand, unterstrich Prof. Niethammer, es würde das Ende von Tannheim bedeuten, wenn sich die Krankenkassen aus diesem Bereich der Rehabilitation zurückzögen. Dazu ist es trotz der damals berechtigten Bedenken jedoch nicht gekommen.

Viel Aufmerksamkeit schenkte die Festgesellschaft auch der Rede von Südwestfunk-Intendant Peter Voß. Er resümierte: „Ein Märchen ist wahr geworden“ und merkte diesbezüglich weiter an: „Wo ein Wehrle ist, ist auch ein Weg.“

Tag der offenen Tür, 1997Am 15. und 16. November 1997 war in Tannheim „Tag der offenen Tür“: Die unaufhörliche Besucherschlange dokumentierte, wie groß der Freundeskreis der Klinik ist.

Tag der offenen Tür

Wie groß der Freundeskreis der Nachsorgeklinik Tannheim ist, dokumentierte augenscheinlich der „Tag der offenen Tür“ am 15. und 16. November 1997: Unaufhörlich bewegte sich eine Menschenschlange durch die neue Klinik, unglaublich viele Spender wollten und konnten mit eigenen Augen sehen, was Dank ihrer Hilfe entstanden ist. Rund 25 000 Menschen besuchten an diesem Wochenende die Einrichtung. Zu den Helfern der Klinik gehörten einmal mehr die Tannheimer Vereine, die unter Leitung von Ortsvorsteherin Helga Eilts zur Bewirtung der Gäste zu Verfügung standen.